Sonntag, 20. Mai 2007
Windmühlenflügel
Wir befinden uns im Jahre 15 nach Francis Fukuyamas proklamiertem "Ende der Geschichte".
Zwar sagte Fukuyama sich inzwischen selbst wieder von seinem Ende los, doch nahm die Geschichte bislang keinerlei Notiz davon.

Die Frage ist wichtig: Kann man überhaupt wirklich etwas tun, so als "Linker"?
Auf G8-Gipfeln protestieren ist ja schön und gut, keimende Aktivität durchaus ein Wert an sich - aber welche Konsequenzen kann und soll es haben?

Wir wissen noch zu gut, wie eine rot-grüne Koalition hier antwortete. Ihr leider verstorbener "Vordenker" Peter Glotz schrieb es gleich im Vorwort seines Buches:

Ich kämpfe nicht gern gegen Windmühlenflügel.
(...)
Zwar war ich nie das, was man in meiner Jugend mit dummem Stolz einen "Marxisten" genannt hat. Ein Element der marxistischen Lehre habe ich aber für immer richtig gehalten: Es macht keinen Sinn, gegen ökonomische Gesetzlichkeiten anzugreinen.

[size=1](Peter Glotz, "Die beschleunigte Gesellschaft - Kulturkämpfe im digitalen Kapitalismus", 1999)[/size]

Tja: Selbst Marx und Hegel haben die Seite gewechselt.
Diese Denkweise ist immer noch obenauf in unserem kollektiven Bewußtsein. Übrigens: Ich finde sie nicht richtig; aber ich kann sie verstehen.
Wie sollte es auch anders sein?
Ohne Alternative ...


Don Quichotte kämpfte übrigens ja gar nicht gegen Windmühlenflügel. Er kämpfte gegen Riesen, die er sich nur einbildete. Hätte er nämlich nicht gegen eingebildete Riesen, sondern tatsächlich gegen eine Mühle gekämpft, hätte er wohl die Tür aufmachen und sein Schwert (oder auch sonstwas) einfach ins Getriebe klemmen können.
Don Quichotte wäre obenauf gewesen und der verstandene "Riese" verloren.

Aber nein, das machen wir natürlich nicht:
Der Schmerz ist viel zu schön, dieser Sieg über sich selbst wäre nicht mehr Weltliteratur.
Reden wir also weiter drüber, was was "kostet", wieviel "Geld" hier und da vonnöten wäre, und überlassen die G8 ihrer Alternativlosigkeit: Das Geld regiert die Welt, im Zaun und draußen.
Es sind halt Riesen, und wir haben aus lauter Schmerz an und Liebe zur Welt keine Ahnung, wie ihre Mühlen funktionieren ...

Don marvin de la Pampa
Dieser neue und m.E. immens wichtige Thread erschien inzwischen dreimal nicht im Forum zu den "Linken/G8": um 19:28, 21:56 und 00:02.

Dem letzten Versuch fügte ich folgende Anmerkung an die Moderation bei:
@ Moderation:
Dieser Thread ist nicht zuletzt mit Blick auf die morgige Christiansen-Sendung gedacht. Wenn Sie die Diskussion zur Verschuldung der Bevölkerung verhindern möchten: Bitte sehr. Auf meiner Seite wird es mit dieser durch Sie gerne zu entfernenden Anmerkung erscheinen.

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Hallo marvin,

schön, elegant und witzig forumuliert.

Aber etwas verschwommen; deine Meinung und/oder Anliegen sind - zumindest für mich - nicht klar zu erkennen. Ich muss rätseln.
Ist das Absicht von dir?

sola bona

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Hallo sola bona,

verrate ich Ihnen zu viel, wenn ich behaupte, daß die eingebildeten "Riesen" bei Mannesmann-Prozessen Victory-Zeichen machen?
Heute Abend diskutiert man bei SC über die ausufernde Verschuldung der Bevölkerung, und - jede Wette, alles Andere wäre eine Sensation - keinem wird mal wieder auffallen, daß diese Schulden unser aller Geld sind und wir jedes Jahr mehr davon brauchen. Das ist die "Mühle", die kaum einer versteht (obwohl sie wirklich nicht sehr kompliziert ist).

Aber wir sollten bei der TS weiterdiskutieren:
Der Beitrag ist gerade erschienen, dort lesen es mehr.

Herzlichen Gruß nach HH
marvin

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Ich habe gerade gesehen, daß das Thema der heutigen Christiansen-Sendung in Hinblick auf die getöteten Bundeswersoldaten geändert wurde.
Schade.

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