Montag, 7. Mai 2007
Symbole
Nun wurde das Gnadengesuch Klars also abgelehnt.
Anders als manch anderen hier hat mich diese Entscheidung des Bundespräsidenten wenig überascht: Die letzten Wochen und Monate haben eindrücklich gezeigt, daß es nicht (mehr) um die Person Christian Klars ging, sondern nur noch um Symbole.
Manche haben eben das Pech, als Letzte Ihrer Gattung unbedingt gebraucht zu werden.

Wie verdeutlicht man das am besten?
Jenen, die die Entscheidung für richtig halten wie jenen, die sie für falsch halten?
Indem man gnadenlos die Perspektive wechselt ...

Im Jahre 1987 endete eine andere symbolträchtige Gefangenschaft mit dem Tode von Rudolf Heß.
Ich kann mir denken, daß dieser Vergleich beiden aufstoßen dürfte, Befürwortern wie Gegnern des Gnadengesuches Christian Klars: Weil beide wohl zumeist die Rolle des jeweils anderen Parts gehabt hätten.

Gerade deshalb ein Zitat aus dem Urteil zu Heß' Verfassungsbeschwerde:

Namens der Bundesregierung hat sich der Bundesminister des Auswärtigen geäußert.
(...)
Im Januar 1979 habe sich der Bundesminister der Justiz bei einem Besuch seines sowjetischen Amtskollegen für die Freilassung eingesetzt. Im März 1979 habe der Bundespräsident in einem Schreiben an die vier Staatsoberhäupter der Gewahrsamsmächte um die Freilassung aus humanitären Gründen nachgesucht. Im Oktober 1979 habe der Bundesminister des Auswärtigen dieselbe Bitte in einem Schreiben an seinen sowjetischen Amtskollegen geäußert. Die drei westlichen Gewahrsamsmächte verschlössen sich der menschlichen Seite des Falles Hess nicht und hätten ihrerseits versucht, die Zustimmung der Sowjetunion zur Freilassung zu erlangen. Angesichts des Viermächte-Abkommens hätten sie sich aber außerstande gesehen, die sofortige Entlassung des Beschwerdeführers gegen den Willen der Sowjetunion zu erwirken. Allein die Sowjetunion widersetze sich den Bemühungen um eine Freilassung hartnäckig mit der Begründung, daß es ein falsches Verständnis von Menschlichkeit sei, den Beschwerdeführer freizulassen, da er bisher keine Reue für die von ihm begangenen Verbrechen gezeigt habe.

servat.unibe.ch/law/dfr/bv055349.html

Natürlich soll es nicht darum gehen, Taten zu vergleichen; leider entzieht sich der Holocaust denkbaren menschlichen Maßstäben. Vielleicht werden trotzdem beiderseits die doppelten Maßsstäbe deutlich.

marvin
2x zensiert um 14:14 und 14:52 als neuer Thread im Forum zum Fall Köhler/Buback/Klar

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Mail an die Tagesschau
Obiger Beitrag wurde mir gestern noch etliche male mehr verweigert, so daß ich mich irgendwann zu einer Mail an forum-at-tagesschau.de entschloß, um mal herauszufinden, was sie so handeln läßt; ich würd's ja gerne wissen, vielleicht kann ich den Beitrag dann ja ändern:

Mail von gestern, 17:19:

Betrifft: Bitte um Stellungnahme
Text:
Sehr geehrte Moderation,

was hindert Sie, meinen Beitrag "Symbole" (s.u.) zu veröffentlichen?
Ich halte diesen Perspektivwechsel, der nebenbei ja beide "Parteien" betrifft, für überaus wichtig: Die Symbolträchtigkeit von Christian Klar ziehe ich mir nicht aus der Nase, neben dem gesamten Verlauf der Debatte deutet z.B. ganz konkret auch die Warnung des baden-würtembergischen Verfassungsschutzes darauf.

Vielleicht scheint Ihnen die Sache ja zu heiß in Anbetracht des konkreten Entscheids des Bundespräsidenten. Gnade ist nun immer Willkür, die Entscheidung damit ohnhin nicht anzugreifen: Das lag mir fern, darauf einzugehen verhinderten die 2500 Zeichen. Ich möchte gerade auf die Willkürlichkeit hinweisen.

Der politische Charakter Ihrer Zensur ist Ihnen hoffentlich bewußt.
Mit bitte um Stellungnahme
User "marvin"

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(folgend: Wiederholung des Beitrags)

Leider gilt auch hier, was schon zur Mail an die Herren Gniffke und Hinrichs zu bemerken war: Antworten haben sie offenbar keine.

Inzwischen hat mowitz einen ähnlichen Beitrag durch die Zensur gebracht, in dem man mich allerdings schon wieder nicht näher auf die Punkte eingehen läßt. Komischerweise darf ich sogar noch anmerken, daß ich zensiert werde - nur ändert sich deshalb nichts.

Nachdem ich mich im Blog mit ihren Häuptlingen angelegt habe, dürfte mich natürlich auch eine personelle "Spezialbehandlung" nicht wundern. (Im Blog gehen sie übrigens dazu über, den Link hierhin zu entfernen).
Nun ja, da muß man dann wohl durch:
Seine Zuschauer wie unmündige Kinder zu behandeln ist ja auch nur ein weiteres Zeichen einer inzwischen bald zwei Jahre währenden kommunikativen Katastrophe ...

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Na endlich.
Rückblickend kann ich mich nur kopfschüttelnd fragen, was daran so schwer war.

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