Donnerstag, 17. August 2006
Aktion 3
Das ist mal wieder inhaltliche Zensur der übelsten Sorte:

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[QUOTE=dermicha]So neu ist die "Wahrheit" über Aktion 3 jetzt aber nicht, marvin.[/quote]

Hallo micha,

was ist für Dich "so neu"?
1998 erlaubte die Stadt Köln als einzige einen Einblick in die Akten: Da kam es also wirklich erstmals auf's Tablett. Danach gab es wohl eine kleine Wanderausstellung in einigen, wenigen Städten.

Das Massenmedium ist nunmal das Fernsehen: Ich habe erst Jahre später durch eine recht eindringliche Doku des WDR davon gehört, die den Wahnsinn in einem kleinen linksrheinischen Kaff irgendwo in der Nähe von Grevenbroich näher beschrieb. Da, wo sich Fuchs und Katze gute nacht sagen. Da, wo man denkt: Wenn die den Wahnsinn nicht gekannt hätten, wäre es irgendwo noch nachvollziehbar.
Weit gefehlt: Gerade die wußten alles. Ich kam mir doch sehr betrogen vor von dieser tollen "Vergangenheitsbewältigung".

Die ARD hat es vor vielleicht drei Jahren typisch verschämt im Nachtprogramm gesendet. Dabei gehört sowas eindeutig auf 20:15. Im Ersten. Soll doch der mdr den Musikantenstadl bringen - sch*** auf die Quote.


[QUOTE=dermicha]Das Eingeständnis von Günter Grass hinsichtlich seiner Militärzeit in der Waffen SS ist nicht normal.[/QUOTE]

Das ist ja das Erschreckende.
Der "tagesspiegel" hat heute ein kleines Interview mit Ulrich Wickert zum Grass-Interview. Ein kleiner Vorgeschmack auf heute Abend:
[quote]Ich glaube, man wird die Beweggründe von Grass besser verstehen. Es ist ja nicht so, dass Grass sich selbst einen Maulkorb verpasst hat. Es gab, was diese Dinge angeht, eine Kultur des Schweigens. Russische Soldaten haben in Danzig seine Mutter und vielleicht auch seine Schwester vergewaltigt. Darüber ist nie ein Wort gefallen. Ich habe Grass gefragt, ob das Verschweigen nicht ein Phänomen dieser Zeit gewesen sei. Und Grass antwortet, dass es Dinge gab, über die man eben nicht sprach.

tagesspiegel.de/politik/archiv/17.08.2006/2718716.asp[/quote]

Wenn ich oben schrieb, diejenigen, die jetzt aufschreien, seien selbst der Grund, so war das offensichtlich zumindest mal nicht weit am genannten Grund vorbei. Das Schlimmste ist eigentlich die Erkenntnis, daß sich ob der angeschlagenen Väter die 68er Söhne und Töchter ihren Platz im Unwissen geschaffen haben. Bezeichnender als Bitburg finde ich noch die Jenninger-Rede. Da hatte es mal einer angesprochen, und keiner hat's kapiert. Die Empörung heute ist wieder die gleiche.
Aber heute kommen sie damit nicht mehr durch.

Gruß
marvin
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Antwort auf http://forum.tagesschau.de/showthread.php?p=535006#post535006
Nicht erschienen um 11:35.

Wer sich für die WDR-Dok interessiert:
http://www.wdr.de/tv/dokumentation/mariannesheimkehr.html
Die habe ich leider erst nach dem Absenden gefunden.

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