Samstag, 17. Juni 2006
Zur Weihnachtsansprache
Es ist die hohe Zeit der Ansprachen.
Unsere Stellvertreter von Himmel und IWF auf Erden haben gesprochen:
Eine neue Weltordnung braucht's, sagt der Papst - doch für den natürlichen Adressaten vom IWF sollen "wir" (alle) schon wieder Deutschland sein: "Wenn wir zusammenstehen, offen für Ideen sind, hart arbeiten, einander zuhören und helfen, dann können wir auch diejenigen von uns wieder in unsere Mitte holen, die am Rand stehen und sich einsam und schlecht fühlen."

Was heißt das denn?
Wer steht aus seiner Sicht "am Rande"? Wer in der "Mitte"? Und wer fühlt sich gerade besonders schlecht?

Und hätten "wir" nicht ein paar mehr "einsame Randexistenzen" in die "Mitte" zu holen?
Einen halben Kontinent etwa, dem ein Zahlungsmittel verabreicht wurde, das er dummerweise weder hat noch wirklich bekommen kann?
"Einsame" Terroristen-Netzwerke, die sich in geistiger wie materieller Auswegslosigkeit selbst in die Luft jagen - und mit sich noch ein paar andere?
Sarkozys jugendliches "Gesindel", das mit seinen Drogengeschäften die Lücke arbeitsloser Väter füllt?

Und ist irgendwas davon möglich, solange unsere hiesigen Raffkes die Grundlagen jedweden Wirtschaftens so lange "konzentrieren" und monopolisieren, bis jeder Joghurtbecher dreimal von Sklaven um den Globus gejagt worden ist, damit weitere Sklaven ihn möglichst billig füllen und bedrucken können, wofür sie leider etwas im Übermaß brauchen, auf dem dummerweise Araber sitzen?

Köhlers schönste weihnachtlichen Schmeicheleien an alle "mittigen" Arbeitsplatz- oder Kapital-Inhaber, die langsam aber sicher in eine Minderheitenposition geraten: daß Angela Merkel eine Frau ist, "wir" die WM gewinnen wollen und "wir" - natürlich - allesamt Papst sind. Das vereinfacht den Diskurs um eine "Neue Weltordnung", denn ...
[quote]... Menschen miteinander gibt es nicht. Es gibt nur Menschen, die herrschen, und solche, die beherrscht werden. Doch hat noch niemand sich selber beherrscht; weil der opponierende Sklave immer mächtiger ist als der regierungssüchtige Herr."

(Kurt Tucholsky, "Der Mensch")[/quote]

Wer hier Papst ist, ist zwangsläufig auch ein bißchen Köhler - der "herrschende Diener" der Nation.
Die Weihnachtsbotschaft hieße schlicht: "Genug für alle" - aber das sagt ja schon Attac.

Halleluja
marvin

___________________________________________________

Zensiert am 26.12.05

... comment