Freitag, 20. Juni 2008
Freie Lizenzen
http://forum.tagesschau.de/showthread.php?t=34732

Hallo marvin,

die Hauptaufgabe der öffentlich-rechtlichen Medien sollte darin bestehen guten und investigativen Journalismus zu betreiben. Ob im Netz, Glotze oder Rundfunk. Von den Privaten mag man es gar nicht erst einfordern. Auf einem Treffen der Jornalistenvereinigung Netzwerk Recherche trafen sich vor einer Woche in Hamburg 600 Jorunalisten, um über wichtige Themen ihres Berufsstandes zu beraten. Herausgekommen ist dabei wenig Erfreuliches, jedoch einiges Bedenkliches.

Zitat:
Die journalistische Recherche ist tot.

Der Trend ist eindeutig und durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt:

Journalismus wird auf immer subtilere Weise von Public Relations ferngesteuert, immer mehr Medienberichterstattung stützt sich auf Nachrichten, die von PR-Agenturen und von Presseabteilungen all derer stammen, die öffentliche Aufmerksamkeit suchen.

"Kommunikationsmanagement" ist eine Wachstumsbranche: Unternehmen, Regierungen, Behörden und Non-Profit-Einrichtungen lassen es sich Unsummen kosten, ihr Bild in der Öffentlichkeit zu polieren.

Dagegen schrumpfen viele Redaktionen - und mit ihnen die Recherche-Kapazität des Journalismus. Stellen werden gestrichen, ganze Ressorts "outgesourct". Und weil freie Journalisten meist miserabel honoriert werden, öffnet sich auch hier das Einfallstor für PR. Wer von Zeilenhonoraren leben soll, wie sie Redaktionen zahlen, ist auf ein Zubrot angewiesen: Freelancer sind zur Mischkalkulation gezwungen. Oft übernehmen sie nebenbei PR-Aufträge. Auch der Versuchung, perfekt getextete Pressemitteilungen zumindest gelegentlich ohne Zusatzrecherche per Mouseclick in Journalismus zu verwandeln, können sie schwerlich widerstehen.

Anders als in den Lehrbüchern vorgesehen, stützen sich die allermeisten Journalisten bei den Meldungen, welche sie verbreiten, längst nur noch auf eine Quelle - und das ist eben meist eine Pressestelle. egon-w-kreutzer.de/0PaD2008/25.html

Sauber recherchierte - und veröffentlichte Missstände - sind wohl eher Mangelware als Normalität. Nicht weil es an Missständen mangelt, sondern weil Journalismus sich zu humanoiden Kopiermaschinen der Werbeabteilungen entwickelt hat.

Gruß
mowitz


Sollte um 11.26 Uhr erscheinen.

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Hi mowitz,
siehe dazu auch Thomas Leif in der jw:
http://www.jungewelt.de/2008/06-16/031.php
Den Macher von "Quoten, Klicks und Kohle" würden sie wohl nicht so leicht zensieren.

Ich nehmen aber an, Sie werden Dir vorwerfen, das Thema zu verfehlen. Natürlich wäre das Optimum guter investigativer Journalismus unter freien Lizenzen. De facto ist es immer noch so, dass z.B. 'Monitor'- oder 'Report'-Beiträge auch ohne Staatsvertrag nach einem Jahr aus dem Netz genommen werden und mangels der Erlaubnis zu freier Verbreitung dann einfach verschwinden ...

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... und ist 11:28 erschienen.

Was mich vor einigen Wochen noch einigermaßen verwundert hätte.

Allerdings bemerke ich seit dem Fall A.Will/F.Pflüger
eine größere Bereitschaft der Moderation, Beiträge, die die Medien - gerade auch die ÖRR - kritisch beleuchten, durchzulassen.

Oder ist das nur mein ganz subjektiver Eindruck?

sola bona
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Ich sah jetzt auch, dass der Beitrag erschienen ist. Allerdings hatte man Beiträge die nach meiner Einsendung kamen vorher geschaltet und zum Zeitpunkt meiner Dokumentation hier war mein Beitrag noch nicht geschaltet. Da hat sich der Diensthabende wohl beraten müssen inwieweit mein Beitrag vom Thema abwich. (Nehme ich mal an).

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Allerdings bemerke ich seit dem Fall A.Will/F.Pflüger
eine größere Bereitschaft der Moderation, Beiträge, die die Medien - gerade auch die ÖRR - kritisch beleuchten, durchzulassen.

Nicht seit dem Fall Pflüger:
Zapp z.B. brachte letzte Woche etwas darüber - allerdings gegen die "Bild" und ohne den eigentlichen Skandal zu thematisieren, dass der NDR Pflüger ja nachgab. Wills Aussage wurde als "falsch" bezeichnet, was sie gar nicht war.

Die relative Freiheit kommt m.E. eher durch das Verhalten der Ministerpräsidenten beim Staatsvertrag zustande. Im Blog hatte ich schon geschrieben, die ÖR kämen mir regelrecht eingekesselt vor zwischen Politik und wirtschaftlichen Interessen. Thomas Leif meinte ebenfalls in seiner Doku, sie hätten sich bislang vornehm zurückgehalten und sich wohl zu sehr auf die Politik verlassen:
Beck ist bekanntlich aber ja ein Vollpfosten. Die Länder sind von der CDU besetzt, nachdem Schröder die S?PD marginalisierte. Und die Union wiederum war immer schon eine Lobbyorganisation des privaten Dudelfunks - Kohls größter Spezl hieß bekanntlich auch schon Leo Kirch.

Ich glaube, diesmal machen sie sich wirklich Sorgen.
(Die hätten sie sich allerdings ruhig schon früher machen können ...)

Gruß
marvin

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Ich glaube, diesmal machen sie sich wirklich Sorgen.
(Die hätten sie sich allerdings ruhig schon früher machen können ...)

Und das ist der springende Punkt für mich. So sträflich blöd dürften wirkliche Journalisten gar nicht sein, um anzunehmen, Machthaber schränkten kritischen Journalismus aus Sorge um die Demokratie ein. Das Schlimme dabei ist, es geht europaweit so zur Sache. Auch die Bürgerbespitzelungen gehören dazu. Erst wenige Tage vor der gedachten Abstimmung wurde "Orwell in Schweden" medial zum Thema gemacht und an den Verteidigungsausschuss des Reichstages zurückverwiesen, http://principiis-obsta.blogspot.com/2008/06/orwell-in-schweden.html um aber gestern abend schon in leicht moderierter Fassung im Schnellverfahren im schwedischen Reichstag durchgezogen zu werden.
http://translate.google.de/translate?hl=de&sl=sv&u=http://www.dn.se/DNet/jsp/polopoly.jsp%3Fd%3D147%26a%3D795317&sa=X&oi=translate&resnum=3&ct=result&prev=/search%3Fq%3D%2B%2522fra%2Blag%2522%26hl%3Dde%26lr%3Dlang_sv%26cr%3DcountrySE%26sa%3DG%26as_qdr%3Dall

Wie Du schon Niemöller zitierstest: (ich stelle es nochmals ein, da es hier so schwer zu finden ist).

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialisten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialist.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie die Juden einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

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