Montag, 1. Oktober 2007
Beredtes Schweigen
http://forum.tagesschau.de/newreply.php?do=newreply&p=677817
[QUOTE=mowitz]Sarkozy setzt sich für etwas ein, was die Junta gar nicht jucken kann. Total solle keine Investitionen mehr in Birma tätigen, übersieht dabei geflissentlich, dass Total selbst die Investitionsphase bereits vor über zehn Jahren abgeschlossen hat.

Heißt das nicht, dass nach 10 und mehr Jahren nicht vielleicht doch so manche neue Investition nötig wäre? – Oder?

Für den Fall von Neuinvestitionen eben hat Sarkozy zu „außerordentlicher Zurückhaltung“ aufgerufen - dies übrigens vor Vertretern aller frz. Firmen, die in Burma ansässig sind, aber natürlich mit Blick vor allem auf die im Mittelpunkt des Interesses stehende Total.
Von rechtswirksamen Sanktionen hat er einem FAZ-Artikel nach („Verwicklungen in und um Burma“, 29.9.07) nicht gesprochen.

Die Firmenleitung von Total hat darauf mit einem Kommuniqué reagiert:
„Allen, die von uns verlangen, das Land [Burma] zu verlassen, antworten wir, dass ein erzwungener Rückzug … nur bewirken würde, dass wir durch andere ersetzt würden, die wahrscheinlich weniger die Ethik respektieren, die alle unsere Aktionen bestimmt. Unser Rückzug würde ein Risiko der Verschlimmerung der Lage für die Bevölkerung darstellen.“
(Hervorhebung von mir)

Die „Ethik“ von Total ist genauer zu betrachten: Wie sahen Löhne und Leben seiner Arbeiter und Angestellten in den letzten Jahren aus und wie sind sie heute?
Denn: Total hatte seinerzeit zum Aufbau seiner burmesischen Öl-Firma sämtliche Räum- und Bauarbeiten für die Verlegung von Rohrleitungen von Zwangsarbeitern der Diktatur ausführen lassen. Zwangsarbeit bedeutete Null Lohn, knappe Ernährung, Leben in Verschlägen und Arbeiten bis zum Umfallen.

Vielleicht darf man den Satz „Unser Rückzug würde ein Risiko der Verschlimmerung der Lage für die Bevölkerung darstellen“ dahingehend verstehen: Die sollen doch froh sein, überhaupt was zu bekommen.

Gruß
listener


Zuschrift 2 (ca. zwei Stunden später)

Zur Haltung zu Sanktionen ist auch die Verflechtung von Politik und Wirtschaft im Fall von Total interessant:

1995 hatten 8 ehemalige burmesische Zwangsarbeiter in Frankreich gegen Total auf Entschädigung geklagt. Der Prozess zog sich 8 Jahre hin.

2003 erhielt auf Wunsch eines der Total-Juristen, nämlich Jean Veil (Sohn der Ministerin Simone Veil) die Beratungsfirma „BK Conseil“ den Auftrag zu einem Bericht über die Situation in Burma. BK steht für Bernard Kouchner, Chef dieser Firma und heute Außenminister. Dieser Bericht, nach einer Reise Kouchners nach Burma, wurde von Total vor Gericht verwendet und führte zu einer Rücknahme der Klage der Zwangsarbeiter und zur Gründung eines Entschädigungsfonds von 5,2 Mio Dollar für alle Zwangsarbeiter. Ziemlich wenig für die Zahl der Arbeiter und die Zahl der Jahre der Zwangsarbeit unter der Knute von Aufsehern.
Für den Bericht hatte Kouchner (seit langem mit der Familie Veil befreundet) ein Honorar von 25 000 Euro erhalten. Sein Bericht lieferte nicht nur die Grundlage für die Stellungnahme im jetzigen Kommuniqué, sondern verteidigte damals das Handeln von Total. Kouchner schrieb unter anderem darin:
„Seit vielen Jahren, ohne dass eine wirkliche Untersuchung vor Ort stattgefunden hat, wird der Ruf des französischen Ölunternehmens Total von Gerüchten und dem Vorwurf beschmutzt, dass es auf Zwangsarbeiter zurückgreife“.

Und anderer Stelle: „Wenn man die Dimension der vollbrachten Arbeiten, die Größe der Leitungsrohre, den Umfang der Maschinen kennt, dann hätte diese Anklage von selbst verschwinden müssen“. Weil das aber nicht geschehen sei, empfahl Kouchner der Total-Spitze nicht auf weitere Strafprozesse zu warten, „die von bestimmten Verteidigern der Menschenrechte, die oft schlecht informiert sind“ gestützt werden.
„Eine einzige Lösung: die Präferenz oder zumindest eine Neigung von Seiten Totals für demokratische Regime zu bekräftigen. […] Wenn der Begriff zu politisch erscheine, reicht es vollends aus von Menschenrechten zu sprechen.“

Zwar hat Sarkozy vorgeschlagen, die Staatssekretärin für Äußere Angelegenheiten und Menschenrecht nach Burma zu senden und nicht Kouchner – die FAZ meint, das sei wohl kein Zufall - aber ist es nicht doch nur unglaubhafte Augenwischerei?

Gruß
listener

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Beide Zuschriften von heute Nacht wurden eingestellt und nachträglich gelöscht, nachdem der user Berlin geantwortet hatte.

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Löschhinweis
Hallo listener & an alle:
Ich habe gerade den Rest des Doppelpostings entfernt. Eigentlich kann das hier auch jeder selbst machen (im Gegensatz zu Foren), die Option ist allerdings ein wenig versteckt.
Deshalb nochmal ein Hinweis @Alle:
Die Möglichkeit, selbst gestartete Beiträge wieder zu entfernen, gibt es unter "Beiträge" (dort "löschen").

Gruß
marvin

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danke, marvin

auch fürs email dazu. mein sinn fürs computer- bzw. programmtechnische ist ziemlich unterentwickelt, d.h. ich muss(te) mich so auf anderes konzentrieren, dass ich mir genau das gerade notwendige aneigne. Wie es zum Doppel kam, ist mir schleierhaft.

Gruß
listener

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Das passiert leicht, listener:
Du musst Deinen Text bloß im ursprünglichen Fenster nochmal ändern (z.B. per "Rück"-Taste des Browsers), statt auf "bearbeiten" zu gehen:
Ist mir auch schon passiert.
Bloß weiß ich eben, wie man's wieder wegmacht.

Gruß
marvin

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