Freitag, 10. August 2007
Negligieren wichtiger Ereignisse
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Banken am Donnerstag kurzfristig 95 Milliarden Euro frisches Geld zur Verfügung gestellt, die größte Liquiditätsspritze in ihrer Geschichte. Am Freitag folgte ein weiterer Schnelltender in Höhe von 61 Milliarden Euro. Andererseits hat die EZB für September eine weitere Zinserhöhung angedeutet. Wie passt das zusammen?

Eine Finanzblase gigantischen Ausmaßes platzt, im TSF darf über Milchpreise und Ebay diskutiert werden. Wenn das nicht eine besonnene journalistische Abwägung ist, was dann?

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Ja, mowitz, das war mir auch schon aufgefallen.
Momentan hängst sich die Wirtschaftspresse an der Immobilienkrise in den USA auf. Darüber, dass sie kommen wird, hatten wir uns schon im "freien" TSF vor bald drei Jahren unterhalten - aber man konnt's ja nicht ahnen! Dass so etwas passieren wird!
Was sagt eine Blondine, die 20m entfernt eine Bananenschale auf dem Weg liegen sieht?
"Scheiße, gleich fall' ich wieder auf die Schnauze!" ...

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Nein, man konnte es wirklich nicht ahnen, marvin. Wo doch das Geld nur durch lauter Nullen vermehrt wird.
Gehen zwei Blondinen spazieren. Auf einmal bleibt eine stehen und hebt eine Geldbörse auf. Beide schauen in die Geldbörse und plötzlich wirft eine Blondine die Geldbörse wieder weg. Da fragt die andere Blondine: Warum wirfst Du die Geldbörse wieder weg?" Da antwortet die andere Blondine: "Man bist Du blöd hast Du schon einmal einen 50 Euro Schein mit zwei Nullen gesehen?"...

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Hallo mowitz,

ein Nachtrag. Vorhin hat Thomas Hinrichs, Chefredakteur der Tagesschau, einen Eintrag zum Thema ins TS-Blog gesetzt. Ich habe ihm gleich mal geantwortet; wirklich nicht unfreundlich, eigentlich sollte es erscheinen:

Hallo Herr Hinrichs,
nehmen Sie sich doch ein Beispiel an den Tagesthemen. "Denn Wirtschaftliches Wachstum basiert zum größten Teil auf Pump" - ein Satz, der alles klärt. Ich würde ihn auch gerne nochmal hören, wenn dann demnächst wieder irgendwelche Politiker von Wachstum und gleichzeitigem Schuldenabbau reden.

Ach ja:
Es wäre doch nett, wenn Sie auch das Forum bei so wichtigen Dingen mitreden lassen würden. Ich vermisse wirklich die Zeiten, als man um sowas nicht erst bitten mußte.

Ich fand den knappen Satz übrigens wirklich sehr bemerkenswert: 'Kreutzer meets Tagesthemen' . Schön zu beobachten, wie so wichtige und unumstößlich richte Wahrheiten doch so langsam aber sicher auch den Mainstream erreichen. Das weckt glatt Hoffnung, dass die Verarsche unserer sog. "Wirtschaft" vielleicht doch irgendwann mal aufhört.

Gruß
marvin

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Hallo marvin,
da habe ich mich inspirieren lassen und mich auch mal im TS-Blog geäußert., nachdem meine e-mail an die Moderation wieder nicht beantwortet wurde. Zugleich bekam ich gleich mehrmals Anwendung für den, für mich neuen Begriff "Komplexitätsreduzierung", anstelle für Verarschung.

Gruß
mowitz

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Bankenkrise
Ich habe nicht BWL studiert.(Werde ich vielleicht noch machen).
Meine Frage lautet:
Wem gehört das Geld das die EZB großzügig in den Markt pumpt ?
Wenn die Banken sich verspekulieren ist es doch eine Angelegenheit der Banken.
(Welche Bank gibt den kleinen Gewerbetreibenden einen Kredit wenn er Pleite geht ? )
Die Börsenberichterstattung im Fernsehen ist sehr dürftig.
Es gilt doch immer noch die alte Börsenweisheit :,,Das Geld ist ja nicht weg,es hat nur ein Anderer.,,
Meine Frage ist nun,die mich brennend interessiert,,Wer ist der Andere,, ?

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Hallo 009fb,

bevor Sie sich Gedanken machen wo die Kohle hin ist, müssten Sie vielleicht fragen woher sie kommt. Was glauben Sie: woher haben die Banken, bspw. die aktuell ins Gerede gekommenen, das Geld für die Kredite der Häuslebauer genommen?

M.f.G.
Qw

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Hallo 009fb,
versuchen Sie's erst einmal mit diesem Link, ehe Sie BWL studieren. Kreutzer stellt sehr verständlich Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme dar.

http://www.egon-w-kreutzer.de/index.html

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Im Einzelnen: Das Geld der EZB wird bislang nur sehr kurzfristig in den Markt gegeben, per sog. "Schnelltender". Als die Charge von Freitag kam, war die von Donnerstag schon wieder abgezogen - von daher ist das wohl weniger dramatisch, als es sich zunächst anhört. Auf die Frage, was das für Geld ist, habe keine verbindliche Antwort, vermute aber stark, dass es eigene Mittel der EZB sein werden. Schlimmstenfalls schmälert es vielleicht ihren Gewinn, der ja jedes Jahr in den Staatshaushalt geht - aber da würde ich jetzt echt nicht kleinlich werden wollen. Hauptsache, sie kann ihren Aufgaben nachkommen (und das kann sie m.E. eben leider erst als "Feuerlöscher" - vorher können die Banken dummerweise treiben, was sie wollen).

Die Berichterstattung unserer Medien über Wirtschaftsfragen ist leider traditionell äußerst unterbelichtet. Die wollen sich ja auch nicht in die Karten gucken lassen. Und ich hoffe, das ändert sich gerade - das Interesse daran ist nämlich verdammt groß.

Und zuletzt: Ihre "Börsenweisheit" betrifft leider nur die Börse und gilt nicht für die Banken: Wenn eine Bank Geld zur Kredittilgung in die Finger kriegt, ist davon nachher nix mehr da. Geld entsteht durch Kreditvergabe und verschwindet, wenn dieser zurückgezahlt wird. Das ist kaum jemandem wirklich klar, gerade diesbezüglich hätten unsere Medien eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten: Deshalb freute mich auch so, dass wenigstens die TT mal sachte damit anfingen.
Ich hoffe sehr, sie machen genau da weiter. ;)

Gruß
marvin

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"Wenn die Banken sich verspekulieren ist es doch eine Angelegenheit der Banken."

Prinzipiell schon, aber niemand hat ein Interesse daran, dass es einer Bank "schlecht" geht, da sie dann keine Kredite vergeben kann, und damit lebensnotwendige Investitionen nicht getätigt werden können.
Banken sind auf der einen Seite immer an geldbringenden Geschäften interessiert, aber auf der anderen Seite sehr schreckhaft. Dazu muss man wissen, dass Banken sich jeden Tag Milliarden an Geldsummen leihen. Hat nun einer "Dreck am Stecken", dann werden alle sofort misstrauisch und hören auf, sich Geld zu leihen -> sie investieren nicht mehr -> der Geldstrom bleibt stehen -> Panik bricht aus. Hier ist es die Aufgabe der Zentralbank einzuschreiten. Sie hat in den vergangenen Tagen den Banken Geld geliehen, damit sie es wieder investieren und sich gegenseitig Geld leihen können.

Für die EZB und Banken ist Geld nicht das gleiche wie für die einzelnen Bürger. Geld ist ein Produktionsfaktor und kann dazu beitragen ganze Systeme zu lenken und zu steuern. Die EZB kann Geld drucken und vernichten. Sie muss die Stabilität der Währung gewährleisten, also kann nicht unendlich Geld drucken, da ansonsten eine Inflation folgen würde. Inflation ist übrigens das eigentliche Problem im Hintergrund, dagegen ist die "subprime" Krise ein Witz.

"Die Börsenberichterstattung im Fernsehen ist sehr dürftig.Es gilt doch immer noch die alte Börsenweisheit :,,Das Geld ist ja nicht weg,es hat nur ein Anderer.,,"

Na ja, am Ende ging das Geld an den armen Schlucker in Amerika der es wiederum ausgegeben hat und damit ging es wiederum an verschieden Unternehmen.
Aber der eigentliche Witz bzw. der Skandal ist, was mit den Krediten dieser armen Häuslebauern (subprime mortages -> arme Sau will ein Haus bauen) gemacht wurde. Aber da fängt es an, kompliziert zu werden und dafür muss man dann übrigens VWL und nicht BWL studieren (der VWLer kann einem das dann erklären und der BWLer macht Geld aus der Sache, ohne sie wirklich zu verstehen)

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Ach ja, ich finde es auch eine totale Ignoranz vom tsf, dass so ein Thema ausgegrenzt wird. Statt dessen wird über Milch und Ebay diskutiert.......das kann doch nicht deren Ernst sein.
(Na ja, vielleicht sind das aber auch Börsen- und Wirtschaftsgurus und sie wollen die Hysterie nicht noch ankurbeln)

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Hallo gustloff,

ich stimme Ihnen durchaus zu. Kommt ja nicht alle Tage vor.

Das Problem fängt wohl mit dem lieben Geld an und hört auch damit auf. Geht man davon aus, daβ die Funktion des Geldes sein sollte, als wertbeständiges Tauschmittel Aktivitäten in der Wirtschaft zu steuern, gerne mit Gewinn, so ist das heute so nicht mehr der Fall, zumindest nicht, wenn man mit Wirtschaft eine reale Wirtschaft meint. Die Realwirtschaft hat inzwischen ihre Führungsrolle an die Schattenwirtschaft der Finanzjongleure abgetreten. Geld mit Geld zu verdienen ist überaus lukrativ und weniger risikoreich als durch „anständige“ Arbeit, und da zähle ich durchaus Unternehmer der Realwirtschaft zu, sein Geld zu verdienen. Wenn Banken und andere Finanzakteure ihre Hauptanliegen darin sehen, eben nur so viel „Geld" wie möglich zu verdienen, läuft das zwangsläufig auf eine Blasenökonomie hinaus, und die Realwirtschaft bleibt auf der Strecke.

Wenn Renditen beim Geldverleih höher sind als bei fast jeder anderen realwirtschaftlichen Aktivität, führt das in seiner letzten Konsequenz dazu, dass jeder nur noch „Geld“ mit „Geld“ machen will. Das kann ja nicht Sinn und Zweck der Volkswirtschaft sein. Die Milliarden die in den us-amerikanischen Immoblienmarkt flossen, auch unter aktiver Teilnahme europäischer Spekulanten (Banken etc.), hätten eben sehr viel mehr realen Nutzen hier bringen können.

Beispielsweise würden nur die Sanierungen deutscher, oder überhaupt europäischer Städte, so unendlich mehr sinnvolle wirtschaftliche Aktivitäten entfalten, als diese Schieberei von Milliarden von einen Fond in den anderen. Das mag zwar mehr Papiergeld abwerfen als die Verlegung neuer Abwasserrohre in den Städten, allerdings würde das Letztere Arbeitsplätze schaffen und den kollektiven Wohlstand erhöhen. Weil das so, oder so ähnlich ist, wird dem Publikum auch nicht „reiner Wein“ eingeschenkt. Das „Geld“, welches die Zentralbanken im Augenblick mit Hunderten von Milliarden in die Finanzblase pumpen, liegt nicht in deren Tresoren um nun angewandt zu werden, es werden auch die Druckpressen bemüht. Das bedeutet Inflation oder auch Luft. Zwar werden diese Gelder nur sehr kurzfristig ausgeliehen, aber wer kontrolliert im Augenblick schon ob sie zurückgezahlt werden können, da alles nur auf Vertrauen fuβt und es gilt den Blasenmarkt zu beruhigen. Beruhigt er sich, „zahlen“ die Banken eh zurück, und alles wird wieder für eine Weile gut. Andernfalls droht eine Weltwirtschaftskrise, die dann sicher nicht mehr mit einem zyklischen Auf und Ab zu erklären wäre. Bis zum nächsten oder noch nicht überstandenen Crash. Ob die ARD bis dahin das Thema nach oben bringt, bleibt zu bezweifeln. Die betreiben auch nur eigene Karriereplanung, gepaart mit Beliebigkeitsjournalismus.

mowitz

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... ein Rundbrief von J. Jahnke dazu.

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Hallo gustloff,

Vielen Dank für Ihre Erklärungsversuche.
Diese verursachen mir große Magenschmerzen.
Ist denn der Leiter der EZB immer noch der Freimaurer
Hjalmar Schacht ?(Gott hab ihn seelig)
Schacht befürwortete ähnlich wie John Maynard Keynes eine kontrollierte Geldschöpfung durch die Notenbank,um deflationäre Tendenzen zu bekämpfen und Arbeitsprogramme zu finanzieren.

Ihre Erklärung:,,Hier ist es die Aufgabe der Zentralbank einzuschreiten. Sie hat in den vergangenen Tagen den Banken Geld geliehen, damit sie es wieder investieren und sich gegenseitig Geld leihen können.,,

Dieser Satz erinnert mich an die Geschichte von Till Eulenspiegel,der der Marktfrau beim Kauf von 2 Hähnchen,ihren eignen Hahn als Pfand gab.

Am meisten macht mir Probleme der Satz :
,,Na ja, am Ende ging das Geld an den armen Schlucker in Amerika der es wiederum ausgegeben hat..,,

Das ist ja meine brennendste Frage :
Was geschieht denn mit den Häusern,indem der ,,arme Schlucker,,sein ganzen erspartes Vermögen investiert hat?
Die Häuser werden doch nicht etwa versteigert ?
Und der ,,arme Schlucker,,sitzt auf der Strasse ?

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009fb:
Ist denn der Leiter der EZB immer noch der Freimaurer Hjalmar Schacht ?(Gott hab ihn seelig)

Diesen Wegbereiter Hitlers, den Bankier und Finanzier der Nazis soll "Gott selig haben"?
Ich glaub' et hakt ...

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Hallo tsfmarvin,

Verständnis für Ihr Entsetzen.
Bankiers und Finanziers sind IMMER Wegbereiter für die Ziele anderer Leute.
Als Dank für seine Tätigkeit hat Hitler ihn im Juli 1944 bis Kriegsende ins KZ Ravensbrück/Flossenbürg
eingesperrt.
Die Rendite zählt und nicht die Politik.

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Schacht wurde im Zuge der Ereignisse des 20. Juli fälschlich verdächtigt, das macht ihn nun wahrlich zu keinem "Widerstandskämpfer". Und er war sogar derjenige, der dem Nationalsozialismus den Sozialismus austrieb:

Schacht weiter in seinen Memoiren:

»Ich nahm aus dem Erlebnis dieses Abends Veranlassung, in den folgenden Wochen beim deutschen Kanzler« – das war damals der Zentrums-Mann Heinrich Brüning – »und bei anderen Politikern, mit denen ich Verbindung besaß, darauf zu drängen, daß die Nationalsozialisten baldmöglichst in eine Regierungskoalition hineingenommen würden.«

Am 26. Januar 1932 hat Hitler seinen großen Auftritt vor dem Düsseldorfer Industrieklub. Der nationale Sozialist versprach den versammelten Industriellen alles, was ihr Herz begehrte: die Abschaffung der Gewerkschaften, die unternehmerische Freiheit und die Wiederaufrüstung. Nur der Privatkapitalismus mit autoritärer Führung sei in der Lage, etwas zu leisten. Aber dazu müsse er erst einmal vor dem Bolschewismus gerettet werden. Hitler:

»Und wenn man uns unsere Unduldsamkeit vorwirft, so bekennen wir uns stolz zu ihr – ja wir haben den unerbittlichen Beschluß gefaßt, den Marxismus bis zur letzten Wurzel in Deutschland auszurotten.«

Ein verlockendes Angebot. Wer von den anwesenden Industriellen mochte da Nein sagen. Nach anfänglichem Zögern jubelten die versammelten Industriellen. Auch den Nazis selbst war klar, welchen Erfolg ihr Führer am 26. Januar 1932 erzielt hatte. Hitlers Sprachrohr Otto Dietrich: »Dieses Datum wird immer ein denkwürdiger Tag sein in der Geschichte der NSDAP. An diesem Tag gelang dem Führer der Durchbruch bei den westdeutschen Industriekapitänen.«

Zwei Monate später – Hitler hat soeben im ersten Wahlgang gegen Hindenburg 30 Prozent der Stimmen erzielt – schreibt Hjalmar Schacht am 18. März 1932 einen Brief an Paul Reusch, den mächtigen Herrn der Gutehoffnungshütte: »Das Wahlresultat vom 13. März wird Sie nicht darüber täuschen, daß die politische Rechtsentwicklung in Deutschland unaufhaltsam fortschreitet und daß die nationalsozialistische Partei bei einer solchen Rechtsentwicklung nicht zu umgehen sein wird. Unser aller Sorge ist dabei die Frage der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik. Ich habe mich diesem Problem bisher nicht besonders zugewandt, halte es aber doch für notwendig, daß von ernster wirtschaftlicher Seite etwas geschieht, um Unfug zu verhüten (...) Mir ist deshalb die Idee gekommen, ob nicht (...) der Versuch unternommen werden sollte, die nationalsozialistischen Wirtschaftsideen in vernünftigem Sinne zu beeinflussen. Kurz gesagt geht mein Vorschlag dahin: Ich möchte auf zunächst etwa zwei Jahre einen finanz- und wirtschaftspolitisch außerordentlich versierten und von mir erprobten Herrn einspannen, um durch ihn die Verbindung mit den wirtschaftspolitischen Organisationen Hitlers aufzunehmen und die Probleme mit den Herren so durchzuarbeiten und zu formen, daß daraus sich ein wirtschaftspolitisches Programm für die Nationalsozialistische Partei ergeben kann, welches Handel und Industrie mitmachen können.«

....
(Otto Köhler, "Der Bankier und die Nazis. Teil I", Junge Welt vom 12.4.)


http://www.jungewelt.de/2007/04-12/019.php
Leider sind ältere Ausgaben der jw nur noch im Abo zu lesen, aber wozu hat man seine Platte. ;)
Falls er Sie interessiert, schicken Sie mir doch bitte eine Mail.
marvin

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"Was geschieht denn mit den Häusern,indem der ,,arme Schlucker,,sein ganzen erspartes Vermögen investiert hat?
Die Häuser werden doch nicht etwa versteigert ?
Und der ,,arme Schlucker,,sitzt auf der Strasse ?"

Der arme Schlucker hat das gepumpte Geld konsumiert und jetzt kann er nicht zurückzahlen.....so long eine typische amerikanisch Geschichte. Der Skandal dahinter ist, was mit den Krediten von diesen Privatpersonen gemacht wurde. Die einfache Story: Sie wurden so verschachtelt und verwurschelt, dass sie zum hochspekulativen Spielball wurden. Am Ende interessierte der Kreditnehmer gar nicht mehr. Man kann sich das so vorstellen: Der arme Schlucker nimmt 2001 einen Kredit von 10.000 Dollar auf. Aus diesem Kredit wird im Hintergrund ein Produkt gebaut, was zu einem x-Fachen gehandelt wird. Irgendwann vergass man (aka Hedge-Fonds, Analysehäuser, Investmentbanker) komplett, dass es ja eigentlich ein Kredit war, der auch zurückgezahlt werden musste. Als dann der arme Häuslebauer nicht mehr zahlen konnte, brachen auch alle "künstlichen" Zockerprodukte zusammen.
Das alles ist schon schlimm genug, aber nicht nur der arme Häuslebauer hat auf Pump gelebt hat, sondern die, die die Produkte im Hintergrund gekauft haben auch!!!!!
Die hatten das Geld z.B. von den Japanern. Denn die Japaner betreiben eine sehr aggressive Geldpolitik. Deren Zentralbank legte nämlich einfach den Leitzins auf 0,5 Prozent. D.h. sie können in Japan einen Kredit aufnehmen mit unter einem Prozent Zinsen. Das ist pervers: Jeder kann also hergehen und in Japan einen Kreditaufnehmen und legt das Geld hier auf Omas Sparbuch und macht Gewinn.....Für Interessierte: Schauen sie sich den Wechselkurs von Euro/Yen an und schauen sie sich die Entwicklung des DAX an...Fast deckungsgleich. Und was passiert plötzlich: Die aufgenommenen Kredite werden in Japan plötzlich zurückgezahlt. Folglich müssen hier Aktien verkauft werden (weil wer investiert schon in Omas Sparbuch) und das Geld geht zurück nach Japan. Und hier steigern sich beide Seiten rein: Desto mehr Kredite in Japan zurückgezahlt werden, desto mehr gehen die Kurse nach unten und desto mehr Kredite werden in Japan wieder zurückgezahlt…etc.

So und das war auch nur wieder ein kleiner Teil des Puzzels. Aber man sollte auch nicht alles zu schwarz malen. Den Unternehmen geht es gut und trotz Zockerei und ähnliches gilt: Langfristig nähern sich Unternehmenswert und Aktienwert immer an.

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Hallo gustloff,

Kein seriöser Kaufmann nimmt einen Kredit bei dem die Zinsen in den Sternen stehen,es sei denn,übersteigerte Habgier hat ihm den Verstand vernebelt.
Diese Kredite in den seriösen Markt zu geben, für Invenstitionen in Industrieanlagen etc., an dem die Bankiers und Finanziers beteiligt sind oder die ihnen sogar gehören, ist nicht möglich.Ein ansteigen der Zinsen würde eine ausgemachte Katastrophe auslösen.
Aber es gibt eine zweite Möglichkeit.
Die :,,Till Eulenspiegel Variante,,
Man überträgt einfach das Risiko der Zinsteigerung auf den Immobilienfond und dem gezielt hochmanipulierten Bauboom.Jetzt bleiben die Bankiers und Finanziers völlig unberührt.Das die von Ihnen so genannten ,,armen Schlucker,, ihr Haus und ihr Geld verlieren geht den oben genannten am Arsch vorbei.
Meine eingangsgestellte Frage:,,Wer ist der Andere ?,,
ist damit immer noch nicht beantwortet.Die Bezeichnung Bankiers und Finanziers ist mir zu ungenau.

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Hallo Gustloff,
das war doch schon ein beträchtlicher Teil des "Puzzles", wenn nicht momentan sogar der entscheidende. Dazu auch Hans Redeker in der FAZ: Man weiß ja nie genau, wann die Dinge an den Finanzmärkten passieren, aber der konnte auch vor zwei Jahren schon prognostizieren, dass sie passieren. ;)

Mit meinem gelegentlich etwas verschrobenen Humor kann man sich als "Soundtrack" zur Immobilienkrise übrigens auch gut den Titelsong der Pro7-Serie "Weeds" anhören: "Little boxes on the hillside ..."
Viel Vergnügen

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"Wer ist der Andere":
Gewinner:
-Die Börsen + Händler(enormes Trading steigert deren Umsätze)
-Banken (zumindest die, welche die Krise richtig eingeschätzt haben)

Allgemein sind immer diejenigen die Gewinner, die kurz vor dem Crash teuer verkauft haben. (Und die Verlierer erklären sich von selbst). Wenn sie am kommenden Montag darauf setzen, dass am Dienstag alles wieder gut ist und sie am Montag "long gehen", dann sind sie der Gewinner der Immo.krise. Haben sie unrecht, dann sind sie auch ein Verliere und haben einem anderen die Krise mehr erträglich gemacht....

@Marvin:
Na ja man könnte noch erklären, woher das ganze Kapital (eben nicht nur Japan)seit der Jahrtausendwende kommt (und die Gefahr, wenn die Quellen versiegen). Und man müsste noch erklären, was Kreditderivate sind bzw. funktionieren. Aber da kann sich ja jeder selbst schlau machen....
Und ja an die Serie "Weeds" musste ich bei der Immo.krise auch denken. Die gesamte Serie wirkt auch gleich realistischer.....

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Wer ist der Andere ?
Hallo gustloff,

Diese Frage heute in der Öffentlichkeit zu klären,ist nicht möglich,weil Täuschungsmanöver und Medienmanipulation die Sicht vernebeln.
William Tweed (Big Boss) kann es ja wohl nicht mehr sein.Aber seine Nachfolger (Tammany Hall),die uns bis heute begleiten,werden seine Fehler nicht mehr machen.
In Hundert Jahren wissen wir mehr darüber.

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Hallo gustloff,

Vielen Dank für Ihre Börsentipps von Samstag.
Ich spekuliere nicht an der Börse und wäre wahrscheinlich short gegangen,aber nur in der Theorie.
Die Frage die mich bewegt ist meine Altersvorsorge:
,,Ist die Riesterrente genauso sicher wie die von Norbert Blüm ?,,

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Ich werde mich hüten, irgendwelche Tipps zu geben. Ausserdem spekuliert man nicht an der Börse, sondern investiert.....;-)
Meine Meinung zur Riesterrente: Ist auf jedem Fall sicherer, als die Rentenversprechen eines maroden Sozialstaates.
Ich würde aber noch weter gehen: Nehmen sie das Geld, was sie in eine Rentenversicherung zahlen würden und stecken sie es in den Kapitalmarkt (Fonds,Zertifikate), jeden Monat, jedes Jahr, mindestens 20-30 Jahre......das ist meine, ganz undeutsche, Meinung. Und allen Zweifglern sei gesagt: Ich kann die Meinung auch mit Zahlen untermauern ;-)
.....aber das hat jetzt nur noch vage mit dem Thema zu tun!

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Hallo gustloff,

Zur Riesterrente möchte ich Ihnen hier widersprechen:
,,Das hat nicht nur vage mit dem Thema zu tun.,,
Das ist damit eng verknüpft.Die Rendite für die Riesterrente wird ja nicht auf dem Mond erwirtschaftet.
Ob inverstiert oder spekuliert ist völlig gleichgültig.
Alte Börsenweisheit:,,Das hin und her macht die Taschen leer.,,

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"Das hin und her" ist aber gut für Riester, weil es ermöglicht, dass sie günstiger Anteile kaufen....

Einfache Rechnung: Nehmen wir an, sie würden ca. 30-40 Jahre einen monatlichen Betrag zur Alterssicherung ansparen. Dazu haben sie 3 Alternativen: Staatl. Rentenkassen, Riester und Kapitalmarkt. Ich würde wetten, dass zu fast jedem Zeitpunkt in der Vergangenheit die Kapitalmarktalternative die beste Lösung gewesen wäre.
Dass sich das ändert ist ziemlich unwahrscheinlich (...aber nicht unmöglich)

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Hallo gustloff,

Wieder schöne Anlagetipps.Vielen Dank.
Die Medien haben befehlsgemäß umgeschwänkt auf den Klimawandel.Bankenkrise,Mindestlohn,Harz IV Erhöhung, spielen jetzt keine Rolle mehr.

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gustloff:
Dass sich das ändert ist ziemlich unwahrscheinlich (...aber nicht unmöglich)

Hallo Gustloff,
dass sich das ändern wird ist sogar überaus wahrscheinlich:
Bei einer Rente über die Kapitalmärkte schlägt ja ebenfalls die Demographie ins Kontor. Wenn mehr Rentner zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes Wertpapiere verkaufen, sinken die Kurse - wie wollen Sie das vermeiden?
(Kennen Sie eigentlich das Mackenroth-Theorem? ;))

Die "kapitalgedeckte" Rentenvorsorge ist in ihrer Geschichte bereits mehrfach zusammengebrochen. In den USA sind hunderte pleite gegangen, die Rentner haben dort alles verloren. Deshalb entschied man sich nach dem Krieg schließlich für eine Umlagefinanzierung, die auf Unbill wie z.B. eine Inflation oder einen Börsencrash wesentlich besser reagieren kann.
http://www.roteswinterhude.de/rente.htm

Ich denke übrigens ohnehin, wir werden diese realistischere "Nachkriegsstimmung" bald wieder besser nachvollziehen können. Es gibt einfach viel zu viel Geld, m.E. dürften wir in einer recht überschaubaren Zeit der nächsten paar Jahre schon eine derbe Inflation bekommen. An den Kapitalmärkten haben wir sie schließlich schon ...

Gruß
marvin

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Hallo tsfmarvin,

Sie haben mir aus der Seele gesprochen : )

Gruß,

009fb

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Moin Marvin,

"...dass sich das ändern wird ist sogar überaus wahrscheinlich:
Bei einer Rente über die Kapitalmärkte schlägt ja ebenfalls die Demographie ins Kontor. Wenn mehr Rentner zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes Wertpapiere verkaufen, sinken die Kurse - wie wollen Sie das vermeiden?
(Kennen Sie eigentlich das Mackenroth-Theorem? ;))..."
Rentner werden durch Verkäufer NIE einen Aktienkurs auch nur um einen Prozent ändern. Es sei denn, Warren Buffet geht in Rente...
Ja ich kenne das Theorem und ich halt es für falsch, schon allein deswegen, weil es das Mantra unseres so genannte Sozialsystems ist. Es ist in sich geschlossen und mag richtig sein, aber trifft auf unsere Welt nicht zu. Kapitalmärkte sind global und dynamisch und Mackenroth (wie viele Volkswirte) sehe nur ein geschlossenes und statisches Bild. Ausserdem basiert es auf klassischen Theorien der VWL und das wäre so, als ob man heute eine Singularität nur durch das 1x1 berechnen wollte.

"Die "kapitalgedeckte" Rentenvorsorge ist in ihrer Geschichte bereits mehrfach zusammengebrochen. In den USA sind hunderte pleite gegangen, die Rentner haben dort alles verloren. Deshalb entschied man sich nach dem Krieg schließlich für eine Umlagefinanzierung, die auf Unbill wie z.B. eine Inflation oder einen Börsencrash wesentlich besser reagieren kann."

Das ist eine typisch deutsche Antwort. Darauf kann ich mit der einfachen Faustformel:"Mehr Rendite, mehr Gefahr" antworten. Im staatl. Rentensystem haben sie teilw. eine negative Rendite (mehr zahlen als bekommen) und das kann der Kapitalmarkt selbst mit konservativen Renten- oder Geldfonds besser. Ich habe immer das Bild vor meinen Augen als ich in meiner Heimat als Student in einer Gesenkschmiede gearbeitet habe. Die Arbeiter dort werden mit Sicherheit nicht alt und das Geld, was sie ihr Leben lang eingezahlt haben, werden sie mit Sicherheit nicht mehr raus bekommen.

"Ich denke übrigens ohnehin, wir werden diese realistischere "Nachkriegsstimmung" bald wieder besser nachvollziehen können. Es gibt einfach viel zu viel Geld, m.E. dürften wir in einer recht überschaubaren Zeit der nächsten paar Jahre schon eine derbe Inflation bekommen. An den Kapitalmärkten haben wir sie schließlich schon ..."
Ja die Inflation ist die größte Gefahr, dagegen ist Subprime ein Witz. Und es wird nicht darüber berichtet, tot geschwiegen. Die Menschen wissen gar nicht, was in den nächsten Jahren passieren kann.
Aber hier hilft: Gold!

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Tja, Gustloff - wär' ja auch ein Wunder, wenn wir da plötzlich einer Meinung wären.

"Subprime" nennt man doch nur das, was gerade nicht bedient werden kann. (Hier wie in Amerika?) Dieses neue Forum zur Verbraucherinsolvenz bietet wohl die Gelegenheit, sich mal etwas ausführlicher mit der Schuldenproblematik auseinanderzusetzen; das sollten wir dann auch dort machen, da lesen immer noch mehr mit. (Schade, eigentlich. ;))

Gruß
marvin

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