Donnerstag, 28. Februar 2008
Scheinheiligkeit
http://forum.tagesschau.de/showthread.php?p=727511#poststop

Zitat von Freier Vogel
Wir machen in Deutschland immer und immer wieder einen Kardinalfehler: Wir glauben wir leben auf der Insel der Glückseligen, auf der wir herrlich Urlaub machen können bei einem Drink und Sonne. Wir leben aber nicht dort, sondern im globalen Wettbewerb, wo wir erst einmal arbeiten sollten, bevor wir Urlaub machen, damit wir nicht vollends kollektiv zum Sozialfall werden.

So, so, machen wir? Wer weniger Bild liest und sich stattdessen sachkundig macht, hat mehr vom Leben und trägt zu einem qualitativen Erkenntnisgewinn bei. BILD lamentiert mit einem Bericht über massiven Jobabbau großer deutscher Unternehmen trotz hoher Gewinne: Henkel weltweit 3000 Stellen, BMW: 8100 Stellen (davon 7500 in Deutschland), Siemens 6800 Stellen (davon 3200 in Deutschland), Allianz: nach 8000 Stellen in den letzten zwei Jahren noch einmal 450, Continental: bundesweit 2000 Stellen.

Zitat:
Doch der BILD-Kommentar erklärt uns: „ Ist das eiskalter, gnadenloser Kapitalismus? Nein, es zeigt überdeutlich, dass Deutschland als Exportweltmeister voll im knallharten weltweiten Wettbewerb steht. Nur international wettbewerbsfähige Firmen sichern Jobs hier bei uns. Denn: Jeder zweite deutsche Arbeitsplatz in der verarbeitenden Industrie hängt direkt vom Export ab." Daran ist wieder einmal so ziemlich alles falsch. Am Export hängen nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts nur knapp 22 % aller Arbeitsplätze (hier). Was BILD vergißt: Für den Export müssen sehr viele Vorprodukte und Rohstoffe importierte werden, die man von der Exportleistung durch Saldierung erst einmal abziehen muß. Auch wenn es in der Industrie etwas mehr sein mag, ist die Hälfte daher zu hoch gestochen. Vor allem aber: Seit wann sichert massiver Stellenabbau Jobs? Das ist die verlogene BILD-Logik. Mehr Opfer für den Export heißt außerdem weiterer Schaden für die bei stagnierender Massenkaufkraft schwer geschädigte Binnenkonjunktur, von der viel mehr Arbeitsplätze als vom Export abhängen. So wird ein Schuh draus. jjahnke (Hervorhebungen von mir)


Mehrmals erfolglos versucht. Zuletzt um 12.31 Uhr

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